Gedanken an eine zerbrochene Liebe

Ich gehe alleine den Weg, den wir manchmal gemeinsam gegangen sind. Meine Traurigkeit ist alles was ich spüre. Ein Gefühl von Leere, des Verlassenseins füllt mich vom Kopf bis zu den Zehen aus. Nur der Mond ist da. Hell, voll und klar. Früher machte er mir das Leben oft so schwer und nun ist er da, so wie immer. Er tut mir nicht weh, im Gegenteil. Mit seinem hellen Licht leutet er mild auf den dunklen Weg, den ich gehe, beinahe wie ein guter Freund. Es kommt mir so vor, als ob er Mitleid mit mir hätte. Ich schaue in sein rundes, grosses Gesicht und sehe, dass er mir nie etwas böses antun wollte.
So wie der steinige Boden unter meinen Füssen knirscht, tobt es in meinem Kopf. Ich möchte nicht klagen, einfach meiner Traurigkeit nachgeben, sie nicht zurückhalten und so tun, als ob sie nicht da gewesen wäre. Sie sticht in meinem Herzen und es tut unendlich weh. Auch wenn mein Kopf es nicht ertragen will, nicht stark zu sein, will ich dem unsagbar traurigen Gefühl den Raum lassen, nach dem es schreit.
Bilder rollen vor meinen Augen vorbei. Bilder die ich so sehr mag. Ein Wald, Bäume die wie Schutzschilder die restliche Welt abhalten, helle Augen, die mich liebevoll aus einem schweiss-nassen Gesicht ansehen. Momente, die wie Jahre in Erinnerung bleiben.
Du hast dir eine neue Frau gesucht. Eine, die mit Deinem Herzen schwingt. Warum auch nicht. Ich will nicht darüber grübeln, was Dein Herz zum Schweigen brachte, den Pegel anhielt, der sich in mein Herz gebort hatte. Die Phantomschmerzen sind noch da. Der Pegel schwingt noch in meinem Herzen nach und er lässt sich nicht einfach anhalten. Mit der Zeit werde ich ihn nicht mehr spüren und die Fragen brauchen keine Antworten mehr.
Ich gehe weiter, alleine, einsam und doch sehe ich die Sterne am Himmel. Es sind die selben Sterne, die machmal durch mein Schlafzimmerfenster leuchten. Ich erinnere mich, dass ich
mich immer gefreut habe, wenn sie da waren. Jetzt sind sie wieder da. Ich will mich freuen, aber es fällt so schwer. Was ist mit den anderen Sinnen. Ich habe doch so viele. Also rieche
ich, wie aus Verzweifelung das Leben, das so nah bei mir ist. Sortiere, schmecke, sortiere, schmecke und meine Schritte laufen, ohne das ich es merke. Ich spüre es nicht, wie sie laufen. Mir wird kalt und mein Kopf schaltet sich wieder ein. Er fragt mich, stellt immer die gleichen Fragen, ist forsch, forderdert Nahrung für den verletzten Stolz. Ich grüble wieder, denke,
forsche, sinniere, so lange, bis ich völlig kaputt und durcheinander bin. So lange, bis ich nichts weiter mehr spüre und dann ist sie wieder da, die Traurigkeit. Wo ist die Wut? Sie ist auch da. Mein Kopf lässt sich nicht so einfach verschmähen, schaltet sich wieder ein. Er kennt die Wut, die gross und bedrohlich in ihm sitzt. Sie will ihren Tribut. Doch die Traurigkeit siegt. Ich bin froh, denn ich will keinen Tribut. Ich will mich selber sein, das spüre ich wieder ganz fest, und ich bin froh, traurigsein zu können. Ja, ich bin traurig, unsagbar traurig, noch lange – wie lange – ich weiss es nicht. Warum nur? Wieder diese Frage, dieses Wort. Ich kann plötzlich nicht mehr sortieren. Ist es der Kopf, ist es das Herz oder schreien beide, warum? Jeder, Kopf und Herz, auf seine Weise. Abschalten, nur abschalten. Einfach ausschalten, das Licht ausmachen und in die Dunkelheit laufen, wohin auch sonst. Ich kann nicht, aber ich weiss, irgendwann, dann wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich einschlafen, ganz von selbst. Nicht an morgen denken, dann wenn ich wieder aufwache, wie von selbst. Einfach nicht dran denken.